Auf den ersten Blick erscheint es ausreichend, sich bei der Arbeit
mit Geodaten auf das geographische Koordinatensystem zu beschränken.
Immerhin lässt sich damit die Lage jedes Punktes auf der Erdoberfläche
eindeutig beschreiben. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich,
dass man um die Thematik der kartographischen Projektion nicht herumkommt:
Das Problem, die gekrümmte dreidimensionale Erdoberfläche
als Ebene abbilden zu müssen, tritt bei jeder gebräuchlichen
Art der Visualisierung von Geodaten auf - sowohl bei der Darstellung
auf dem Bildschirm, als auch bei der Produktion analoger Karten aus
Papier. Eine Ausnahme stellt lediglich die Visualisierung kleinmaßstäbiger
Inhalte am Globus dar.
Aus
obenstehendem Kurzvideo wird deutlich, dass bei jeder Projektion
Abstriche hinsichtlich der "Originaltreue" gemacht werden
müssen, wobei je nach Verwendungszweck der Darstellung bzw. Lage
und Größe des Untersuchungsgebietes einzelne Projektionen
stark unterschiedliche Eignungen aufweisen. Das Wissen über gängige
Projektionen und deren Eignung zählt zu den zentralen Voraussetzungen
bei der Arbeit mit GIS.
In diesem Kapitel werden folgende Themen behandelt:
kennen Sie die grundlegenden Projektionsmethoden samt den jeweiligen Vor- und Nachteilen.
können Sie Projektionen entsprechend den Anforderungen parametrisieren.
sind Sie in der Lage, die Eignung von Projektionen hinsichtlich ihrer Eigenschaften abzuschätzen.
3.1 Typisierung
von Projektionen
Im Laufe der Zeit wurden unterschiedliche Methoden entwickelt, um Koordinatensysteme
der gekrümmten Erdoberfläche in die Ebene zu transformieren.
Vereinfachend kann man sich viele dieser Transformationen als ein, an
eine Projektionsfläche projiziertes Bild vorstellen, welches bei
der Durchleuchtung einer "gläsernen Erde" entstehen würde.
So gesehen ist der Begriff der "Projektion" unmittelbar "einleuchtend".
Schalten Sie doch mal das Licht ein!
Auch wenn das gedankliche Modell einer "durchleuchteten Erde"
für das konzeptionelle Verständnis gute Dienste leistet, handelt es sich bei Kartenprojektionen
immer um mathematische
Algorithmen, mit denen eine Umrechnung von geographischen in planare
Koordinaten erfolgt.
Anders als in der Darstellung oben entspricht die Projektionsfläche
häufig keiner Ebene, sondern wird in Form eines Zylinders oder
Kegels um die Erde "herumgewickelt". In Analogie zum dabei
entstehenden geometrischen Körper lassen sich Projektionen in vier
große "Familien" gliedern:
Bei azimutalen Abbildungen wird das Gradnetz der Erde auf eine Ebene
übertragen, die normalerweise dem Nord- oder Südpol als
Tangentialebene anliegt. Das sich bei Berührung im Pol ergebende Gradnetzbild zeigt konzentrische Breitenkreise und sternförmig vom Zentrum
ausgehende Meridiane. Die von den Längenkreisen eingeschlossenen
Winkel (Azimut) des Abbilds sind mit denen des Originals (Erdkörper)
identisch.
Azimutalprojektionen werden selten zur Darstellung der gesamten Erde
verwendet. Sie eignen sich jedoch zur Darstellung einzelner Hemisphären
oder Teilen davon. 2021 veröffentlichten drei Wissenschaftler eine Spielart der Azimutalprojektion, die eine Darstellung der ganzen Erde erlaubt - allerdings zum Preis einer zweiseitigen Umsetzung:
Wissenschaftler um den Astrophysiker Richard Gott entwickelten diese zweiseitige Azimutalprojektion (Bericht: SZ 12. März 2021)
Zylinderprojektionen
Dabei handelt es sich um Projektionen in einen Zylindermantel, der
anschließend zu einer Ebene "abgerollt" wird. In seiner normalen
Lage berührt der Zylinder die Erde am Äquator. In diesem
Fall ergibt das Bild der projizierten Längen-
und Breitenkreise jeweils parallele Linien, die sich im rechten
Winkel schneiden.
Zylinderprojektionen eignen sich sowohl zur Darstellung der gesamten
Erde, als auch für großmaßstäbige Abbildungen
kleinerer Gebiete.
Die amtlichen Grundkarten Österreichs, Deutschlands und der Schweiz
beruhen auf Zylinderprojektionen.
Kegelprojektionen
Konische Abbildungen lassen sich durch einen über die Erde gestülpten
Kegel veranschaulichen, der von seiner Spitze zum Rand hin aufgeschnitten
und ausgebreitet wird. Das Bild der Gradnetzlinien zeigt zur Kegelspitze hin konvergierende Meridiane und gekrümmte Breitenkreise.
Alle Linien schneiden sich - wie bei den azimutalen und zylindrischen
Abbildungen - im rechten Winkel.
Kegelprojektionen werden vor allem in mittleren bis kleinen Maßstabsbereichen
angewendet. Besonders gut eignen sie sich für Gebiete der mittleren
Breiten mit großer Ost-West-Erstreckung (Übersichtskarte von Österreich
1:500.000, Übersichtskarte der USA).
Unechte
Projektionen
Unechte Projekionen sind mit der Analogie der durchleuchteten
Erde" nur unzureichend beschreibbar, da sie sich auf keine reguläre
geometrische Abbildungsfläche beziehen. Sie werden vor allem für Planisphären, also planare Abbildungen
der gesamten Erde verwendet. Nachdem sich die meisten GIS-Anwendungen
in größeren Maßstabsbereichen bewegen, spielen sie im Kontext von GIS
eine untergeordnete Rolle.
Innerhalb dieser Projektionsfamilien lassen sich Projektionen noch nach
einigen weiteren Kriterien kategorisieren, nämliche nach der Projektionslage, der Frage, ob der Projektionskörper die Erde schneidet oder berührt und nach der Abbildungsart.
Projektionslage
Die Abbildungsqualität einer Projektion ist dort am höchsten,
wo die Projektionsfläche die Erde berührt. So bildet eine Azimutalprojektion,
die die Erde am Nordpol berührt, polnahe Gebiete wesentlich besser
ab als äquatoriale Bereiche. Demgegenüber bewährt sich
eine Zylinderprojektion, die den Äquator berührt, besser für
äquatoriale als für polare Gebiete.
Warum
beruhen aber unsere sehr genauen, großmaßstäbigen Karten
auf einer Zylinderprojektion? Immerhin sind wir ein gutes Stück
vom Äquator entfernt!
Um einen beliebigen (kleinen) Teil der Erdoberfläche in hoher Qualität
abzubilden, verändert man die Lage des Projektionskörpers
relativ zur Erde. So sind etwa mit einem "liegenden" Zylinder
auch Gebiete außerhalb der Äquatorzone ausreichend genau
darstellbar. Man unterscheidet drei Projektionslagen:
Normalachsige Lage (normal aspect): Die Achse des
Projektionskörpers entspricht der Erdachse.
Querachsige oder transversale Lage (transverse
aspect): Die Achse des Projektionskörpers steht rechtwinkelig
zur Erdachse.
Schiefachsige oder zwischenständige Lage (oblique
aspect): Die Achse des Projektionskörpers steht schief zur Erdachse.
Daneben werden bei Azimutalprojektionen noch die Begriffe der polaren
und der äquatorialen Lage verwendet, wobei die polare der normalen
und die äquatoriale der transversalen Lage entspricht. Natürlich
ändert sich mit der Veränderung der Lage auch das abgebildete
Gradnetz ganz beträchtlich.
Projektionsfläche:
Zylinder
Kegel
Azimutal
Lage:
Normal
Schief
Transversal
Schneidende Projektionen
(in normaler Lage)
Berührung
vs. Schnitt
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal "echter"
Projektionen liegt darin, ob die Projektionsfläche den Erdkörper
berührt (tangent case) oder schneidet (secant case).
Um die Abbildungsqualität bei der Darstellung größerer
Gebiete zu erhöhen, lässt man den Projektionskörper die
Erdoberfläche durchdringen (schneiden). Für azimutale Abbildungen
entsteht nun anstelle eines Berührungspunktes ein Schnittkreis,
bei Zylinder- und Kegelprojektionen anstelle einer Berührungslinie
jeweils zwei Schnittkreise.
Originaltreue
Direkt an den Schnittkreisen ist die geometrische Qualität optimal,
sie nimmt jedoch zur Mitte und zu den Rändern hin ab. Mit schneidenden
Projektionskörpern gelingt es, die Größe des darstellbaren
Gebietes bei gleichbleibender Darstellungsqualität zu verdoppeln (im Vergleich zu einer berührenden Projektion).
Abbildungsart
Selbst bei gleicher Projektionsfamilie und Lage können die entstehenden
Kartennetzentwürfe sehr unterschiedlich ausfallen, da das Gradnetz
der Erde auf verschiedene Art und Weise auf die Projektionsfläche
"aufgetragen" werden kann. Somit lässt sich "Abbildungsart"
als projektionsspezifischer "Strahlengang" verstehen, nach
dem die Erde "durchleuchtet" wird.
Verschiedene Abbildungsarten haben Kartennetzentwürfe mit unterschiedlichen
Eigenschaften zur Folge. So lassen sich etwa bei einer gnomonischen
Projektion Großkreise im Kartenbild als Gerade darstellen, während
eine orthographische Projektion den Eindruck vermittelt, die Erde vom
Weltall aus zu sehen.
Achtung:
Die Analogie zur unterschiedlich positionierten Lichtquelle trifft zwar
auf das dargestellte Beispiel (echt perspektivische Projektionen) zu,
bei vielen anderen Projektionen ist es in dieser Form aber nicht gültig.
Um den zugrundeliegenden mathematischen Algorithmen solcher Projektionen
gerecht zu werden, müsste man im Denkmodell der "durchleuchteten
Erde" auch "gekrümmte" Projektionsstrahlen zulassen.
3.2 Parametrisierung
von Projektionen
Mit jeder Georeferenzierungs-Komponente von GI-Software lassen sich
die Eigenschaften von Projektionen parametrisieren. Hierbei ist zu beachten,
ob wir nur das Bild der Geodaten "on-the-fly" oder aber den
Datensatz dauerhaft verändern wollen. In diesem Abschnitt soll eine kurze Übersicht
über die wichtigsten Fachtermini im Zusammenhang mit Projektionseinstellungen
gegeben werden:
Projektion (Robinson) mit Bezugsmeridian 0° östl. von Greenwich.
Bezugsmeridian (Central Meridian, Longitude of Origin)
Der geographische Längenkreis, auf den sich der Ursprung der Projektion
bezieht, wird im Englischen als Central Meridian oder Longitude of Origin bezeichnet. Im resultierenden Kartennetzentwurf liegt dieser Meridian in
der Blattmitte. Der Projektionsursprung ist auch der Bezugspunkt bei
der Angabe von x und y-Koordinaten in der Projektion.
Projektion (Orthographisch) mit der Ursprungsbreite 45°.
Ursprungsbreite (Reference Latitude, Latitude of Origin)
Darunter versteht man die geographische Breite des Ursprungs der Projektion.
Außer bei Azimutalprojektionen bewirkt eine Veränderung dieses
Wertes keine Veränderung im Kartenbild, lediglich der Bezugspunkt
(Koordinatenursprung) der y-Koordinatenangabe ändert sich entsprechend.
Bei Azimutalprojektionen beeinflusst dieser Parameter die Lage der Projektionsfläche
und wirkt sich enorm auf das Kartenbild aus. Beispielsweise bedeutet
die Einstellung 45°, dass die Projektionsebene die Erdoberfläche
am 45. Breitengrad berührt.
Schnittkreise (Standard Parallel, Latitude of True Scale)
Geographische Breite eines Schnitt- oder Berührkreises bei Kegel-
oder Zylinderprojektionen in normaler Lage. Bei Definition einer schneidenden
Kegelprojektion verläuft der Teil des Kegels zwischen den beiden
Schnittkreisen "unter" der Erde. Zur Parametrisierung eines berührenden
Kegels setzt man für Standard Parallel 1 und Standard Parallel 2 einfach dieselbe geographische Breite ein.
Bei Zylinderprojektionen in normaler Lage wird der Schnittkreis
(nördl. und südl. Breite sind ident, daher gibt es nur einen
Standard Parallel) auch als Latitude of True Scale bezeichnet.
Dieser Begriff rührt daher, dass sich die Maßstabsangabe
auf die Schnittkreise bezieht. Zwischen den Schnittkreisen ist der Maßstab
in Ost-West Richtung kleiner, gegen die Zylinderränder hin nimmt
er zu.
Verkürzungsfaktor (Scale Factor)
Der Verkürzungsfaktor drückt bei einer transversalen Zylinderprojektion das Verhältnis der
Länge des halben Zylinderumfangs zur Länge des Bezugsmeridians aus.
Ist der Wert 1, sind der halbe Zylinderumfang und die Länge des
Bezugsmeridians gleich lang: der Zylindermantel berührt die Erdoberfläche
am Bezugsmeridian. Bei einem Scale Factor unter 1 entsteht durch die Verkürzung des
Zylinderumfangs im Verhältnis zum Erdumfangs ein Schnittzylinder. Durch die Wahl eines Verkürzungsfaktors lässt sich also indirekt der
Abstand der Schnittkreise steuern. Ein gängiger Wert, der bei UTM verwendet wird, ist beispielsweise
0,9996. Bei diesem Faktor ergibt sich ein Schnittkreisabstand von ca.
360 km (also je 180 km zwischen Bezugsmeridian und einem Schnittkreis)
False Easting bzw. False Northing (False X / False Y)
Dabei handelt es sich um Konstanten, die bei kartesischen Koordinatensystemen
zum Rechts- bzw. Hochwert addiert werden. um die Koordinatenwerte für
einen bestimmten Bereich innerhalb einer Projektion möglichst übersichtlich
zu gestalten.
Das
Koordinatensystem des österreichischen Koordinatensystems "Bundesmeldenetz" (BMN) hat seinen Ursprung am Schnittpunkt
des jeweiligen Mittelmeridians mit dem Äquator, d.h. der Hochwert
(y) entspricht dem Abstand eines Punktes vom Äquator. Innerhalb
Österreichs treten y-Werte zwischen ca. 5130000 und 5430000 Meter
auf. Um bei Koordinatenangaben (Schreib)Arbeit zu sparen gibt man einen
False Northing Wert von -5000000 an, d.h. man subtrahiert von jeder
y-Koordinate 5000000 Meter um bei Koordinatenangaben kleinere Zahlenwerte
zu bekommen.
Wie wir bereits im "Orangenvideo" gesehen haben, sind geometrische
Verzerrungen bei der Verebnung sphärischer Oberflächen unvermeidlich.
Verschiedene Projektionen zeichnen sich nun dadurch aus, dass sie einzelne
geometrische Eigenschaften "originalgetreu" wiedergeben können,
was jedoch immer auf Kosten anderer geometrischer Eigenschaften geht.
Stimmen beispielsweise die Größenproportionen von Flächen
in der Karte mit denen in der Natur überein, so kommt es "im
Ausgleich dazu" zu Deformationen bei der Flächenform.
Da
keine einzige Projektion alle geometrischen Eigenschaften erhalten kann
(beim Erhalt einer Eigenschaft spricht man auch von "Treue"),
richtet sich die Wahl einer geeigneten Projektion danach, welche geometrischen
Eigenschaften im speziellen Anwendungsfall besonders relevant sind.
Die Auswahl einer Projektion stellt also immer einen Kompromiss dar,
wobei die Abwägung zwischen zu erhaltenden Eigenschaften umso wichtiger
wird, je weiter man sich von Schnitt- bzw. Berührkreisen entfernt,
d.h. je größer das darzustellende Gebiet ist.
Projektionen können folgende geometrische Eigenschaften aufweisen:
Längentreue
Eine in der Karte gemessene Entfernung ergibt multipliziert mit dem
Maßstabsfaktor die wahre Distanz in der Natur. Meist liegt diese
Eigenschaft nur entlang von Berührungs- bzw. Schnittlinien oder
in bestimmten Richtungen vor.
Flächentreue
Eine in der Karte gemessene Fläche entspricht, nach Berücksichtigung
des Maßstabs, dem Flächenausmaß in der Natur.
Winkeltreue (Konformität)
Ein in der Karte bestimmter, lokaler Winkel stimmt mit dem lokalen
Winkel an der Erdoberfläche überein. Diese Eigenschaft führt
auch zur lokalen (!) "Formtreue" von Flächenkonturen.
Richtungstreue
Die in der Karte zu einem Punkt bestimmte Richtung entspricht der
tatsächlichen Richtung in der sich der Punkt befindet.
Vermittelnde Projektionen
Projektionen aus dieser "Familie" versuchen Verzerrungen in allen vier geometrischen Eigenschaften gering zu halten, um ein für den Kartenzweck optimiertes Ergebnis zu erreichen.
Im folgenden werden wir uns im Einzelnen mit diesen Projektionseigenschaften
beschäftigen. Im Zuge dessen lernen Sie (z.T. optional) auch einige
gängige Projektionen näher kennen.
Längentreue
"Wenn du die Entfernung zwischen zwei Punkten bestimmen willst,
dann nimm die Karte und ein Lineal zur Hand und multipliziere das Messergebnis
mit dem Maßstabsfaktor der Karte..."
So habe ich das zumindest im Geographieunterricht gelernt...!? Dass
es in vielen Fällen nicht ganz so einfach ist, soll folgende kleine
"Denkaufgabe" zeigen:
Die
Distanz zwischen den Punkten A und C sowie zwischen C und D beträgt
jeweils ca. 10.000 Kilometer.
Wie groß ist die Distanz zwischen A und D?
Bewegen Sie den Mauszeiger über das Bild um die Lösung zu erhalten.
Generell ist es unmöglich eine Karte zu erstellen, die in allen
Richtungen und zwischen allen Punkten längentreu ist. Daher
spricht man anstatt von "Längentreue" besser von "partieller
Längentreue".
Im Gegensatz zu anderen längentreuen Projektionen, deren Längentreue
sich auf gewisse Richtungen
beschränkt, können in einer längentreuen Azimutalprojektion
(Equidistant Azimuthal) wahre (=sphärische) Distanzen in alle
Richtungen bestimmt werden. Allerdings nur von einem einzigen Punkt
aus, nämlich dort, wo die Projektionsebene die Erdoberfläche
berührt. Aus diesem Grund muss diese Projektion für jeden
Punkt, von dem aus man sphärische Distanzen messen möchte
"maßgeschneidert" werden. Die hier dargestellte Projektion
ist etwa für Salzburg längentreu.
Längentreue Azimutalprojektionen können nicht nur eine Hemisphäre,
sondern die gesamte
Erde abbilden. Allerdings nehmen dann die Formverzerrungen zum
Kartenrand hin sehr stark zu. Betrachtet man die Projektion in ihrer
polaren
Lage wird klar, warum sie auch "Speichentreu" genannt
wird. An den konstanten Breitenkreisabständen wird deutlich,
dass in dieser Lage die Länge der Meridiane gleich bleibt.
Zusätzlich zur Eigenschaft der Längentreue ist diese Projektion
im Bezugspunkt (und nur dort!) auch richtungstreu, d.h. es
lässt sich die Himmelsrichtung (Exkurs:
Das Problem der Himmelsrichtung) bestimmen in der ein Punkt vom
Bezugspunkt aus liegt. Aufgrund dieser Eigenschaft werden alle Großkreise
durch den Bezugspunkt als Geraden dargestellt. Die Eigenschaft der
Richtungstreue ist besonders für Navigationszwecke wichtig. So
kann man der obigen Abbildung nicht nur entnehmen wie weit die (direkte)
Flugstrecke zwischen Salzburg und jedem beliebigen anderen Ort ist,
sondern auch über welche Gegenden die Flugroute führt.
Der Einsatzbereich längentreuer Azimutalprojektionen liegt vor
allem in der Navigation, im Bereich des Richtfunks, aber auch in der
Darstellung polarer Gebiete.
Das Logo der Vereinten Nationen bildet die
Erde in einer polständigen, längentreuen Azimutalprojektion
ab. Die bis zur Unkenntlichkeit deformierte Antarktis wird hier durch
einen Lorbeerkranz ersetzt.
Die längentreue Zylinderprojektion (Cylindrical Equidistant,
Cylindrical Equirectangular, Plane Chart) weist Längentreue nur
entlang des Äquators und entlang der Meridiane auf. Bei Distanzmessungen
mit einer Ost-, Westkomponente wird der Maßstab jedoch rasch
größer, wenn man sich vom Äquator in Richtung Nord-,
bzw. Südpol bewegt. Die größten horizontalen Distanzabweichungen
bestehen direkt an den Polen, die in der Karte als Linien mit der
Länge des Äquators dargestellt sind.
Eine längentreue, am Äquator berührende Zylinderprojektion
mit dem Ursprung bei 0,0 wird auch als "Plate Carree" bezeichnet.
Längen- und Breitenangaben werden dabei so dargestellt, als
handle es sich um kartesische Koordinaten. Diese einfachste
planare Darstellungsform sphärischer Koordinaten wird in den
meisten GI-Systemen zur Standarddarstellung unprojizierter Geodaten
eingesetzt (Einstellung "no projection" bzw. "geographic").
Karten können lügen:
Diese, zur Zeit des Kalten Krieges in der USA bewusst eingesetzte Weltkarte
in Mercatorprojektion zeigt, wie sich durch die "geschickte"
Wahl einer Projektion das feindliche Territorium bedrohlich vergrößert.
Zum Vergleich: Mollweides
flächentreue Weltkarte rückt die Flächenverhältnisse
ins richtige Licht. Beachten sie auch die Flächen von Grönland
und Afrika!
Flächentreue
Flächentreue, also die Bewahrung der erdräumlichen Flächenproportionen
über das gesamte Kartenblatt hinweg, wird bei der Darstellung mittel-
und kleinmaßstäbiger Sachverhalte am häufigsten benötigt.
Flächentreue ist immer dann wichtig, wenn das Hauptaugenmerk der
Kartenaussage auf den Größenverhältnissen von Flächenobjekten
liegt. Das trifft vor allem bei Karten zu, welche die flächige
Verteilung von Attributen (z.B. Landnutzung, Niederschlagsverteilung,
Bevölkerungsdichte) kommunizieren sollen.
In solchen Fällen führt die Wahl einer ungeeigneten Projektion
unter Umständen zu einer völlig falschen Interpretation der
Sachlage! Der Umstand, dass Karten durch Verfälschung von Flächenproportionen
"lügen" können, wurde schon öfters zu Propagandazwecken
missbraucht.
Diese flächentreue Azimutalprojektion
wurde von Johann Heinrich Lambert 1772 vorgestellt. In der Nähe
des Berührpunktes unterscheidet sie sich kaum von der bereits
vorgestellten längentreuen Azimutalprojektion. In der äußeren
Hälfte des Kartenblattes (gegenüberliegende Hemisphäre)
nimmt die Längentreue jedoch rapide ab, um die Flächenproportionen
erhalten zu können. Dadurch kommt es zu enormen Stauchungen in
diesem Bereich und die Antarktis wird in dieser Lage zu einem dünnen
Ring. Lamberts flächentreue Azimutalprojektion (Lambert azimuthal equal-area)
wird vor allem zur Darstellung von Regionen verwendet, die eine kompakte
Form besitzen.
Im Gegensatz zur orthographischen, gnomonischen
und stereographischen Azimutalprojektion deren Abbildungsvorschrift
mit einer simplen Durchleuchtung der Erde beschrieben werden kann,
handelt es sich bei der flächentreuen und der längentreuen
Azimutalprojektion um mathematische Ableitungen, die nicht mehr durch
einfaches "Versetzen" einer Lichtquelle erklärt werden
können.
Die Konstruktion von Albers flächentreuer Kegelprojektion (Albers
equal-area conic) kann man sich so vorstellen, dass Lichtstrahlen
von der Erdoberfläche ausgehen und rechtwinkelig
auf den Projektionskegel auftreffen.
Längentreu ist diese Projektion nur entlang der Schnittkreise;
die geometrischen Verzerrungen halten sich in der Nähe der Schnittkreise
aber in Grenzen.
Eignung: für thematische Karten von Regionen mit ausgeprägter
Ost-West Erstreckung.
Die im Jahr 2018 vorgestellte Equal Earth Projektion eignet sich zur globalmaßstäblichen Darstellung und ergibt ein "schöneres" Kartenbild als z.B. eine Mollweide-Projektion
Equal Earth Projection
Gerardus Mercator (1512-1594)
Interessante und gut gemachte Seite über Mercator und seine Projektion
Winkeltreue
(Konformität)
Eine konforme Projektion erhält lokale Winkel, sodass die Form
kleiner Objekte erhalten bleibt. Innerhalb einer winkeltreuen Projektion
variiert zwar der Maßstab, das Ausmaß der Distanzverzerrung
an einem beliebigen Punkt ist jedoch in alle Richtungen gleich.
Winkeltreue Projektionen sind im Bereich der Navigation sehr wichtig,
da sie Loxodrome (Kurslinien) als Gerade darstellen. Mit einer konformen
Karte lässt sich zwar nicht die Richtung bestimmen in der ein
gewisser Zielpunkt liegt, dafür aber derjenige Azimut,
bei dessen Beibehaltung man diesen Zielpunkt auch erreicht (Exkurs:
Das Problem der Himmelsrichtung). Wie Sie bereits aus der Lektion
"Koordinatensysteme" wissen, entspricht der dabei zurückgelegte
Weg aber meist nicht dem kürzesten Weg. Dieser verläuft entlang
eines Großkreises und erfordert eine ständige Kurskorrektur.
Der flämische Kartograph Gerhard Kremer veröffentlichte 1569
einen Atlas unter seinem latinisierten Namen Gerardus Mercator. Die
darin verwendete konforme Zylinderprojektion stellte für Generationen
von Seeleuten eine beträchtliche Erleichterung der Navigation dar
und zählt noch heute zu den wichtigsten Projektionen.
In ihrer normalen Lage bildet die Mercatorprojektion fast die gesamte
Erde ab. Gebiete über 80°-85° Breite werden meist nicht
mehr dargestellt, da die Verzerrungen in Richtung der (in der Unendlichkeit
liegenden) Pole sehr stark zunehmen. Die Eignung beschränkt sich
daher auf außerpolare Gebiete.
Leider wird die Mercatorprojektion nach wie vor für Übersichtskarten
der Erde verwendet - eine Anwendung wofür sie aufgrund der extremen
Flächenverfälschung absolut ungeeignet ist. Die Form kleinerer
Flächen bleibt zwar erhalten, bei größeren Gebieten
führt jedoch der sich zu den Polen hin vergrößernde
Maßstab zu Formveränderungen.
In der Nähe von Schnitt- bzw. Berührkreisen ist die geometrische
Qualität in allen Eigenschaften zufriedenstellend.
Heute ist in vielen Webkarten die Mercatorprojektion Standard (siehe ganz unten). Daneben spielt die transversale Spielart der Mercatorprojektion
in der Vermessung und der amtlichen Kartographie eine große Rolle. So beruhen beispielsweise die großmaßstäbigen
topographischen Karten Österreichs (ÖK 1:50,000) und Deutschlands
(TK 1:25,000) auf einer transversalen Mercatorprojektion. Die Schweiz
verwendet für ihre Grundkarte sogar eine schieflagige Mercatorprojektion.
Wie alle Kegelprojektionen eignet sich Lamberts winkeltreue Kegelprojektion
(Lambert conformal conic) besonders für Karten von Regionen mit
ausgeprägter Ost-West Erstreckung. Natürlich steht bei dieser
Projektion die Winkel-, bzw. Formtreue im Vordergrund. So werden etwa
auf untenstehender Europakarte die Form der Staaten korrekt wiedergegeben,
die Flächenanteile einzelner Staaten bleiben jedoch nicht erhalten.
Im Vergleich dazu erhält Albers flächentreue Kegelprojektion die Flächen,
verändert aber deren Form.
Solche Unterschiede sind umso auffälliger, je weiter man
sich von den Schnittkreisen (in beiden Fällen der 43. und der 62.
Breitengrad) entfernt.
Lamberts winkeltreue Kegelprojektion wird in der amtlichen Kartographie
Österreichs und Deutschlands für kleinmaßstäbige
Übersichtskarten verwendet. Näheres zu Projektionen in der Landesvermessung
und amtlicher Kartographie erfahren sie in der nächsten Lektion (im Minimodul nicht enthalten).
Richtungstreue
Richtungstreue (=zenitale) Karten ermöglichen die Richtungsbestimmung
zwischen zwei Punkten, d.h. diejenige Richtung die man anpeilen müsste,
um auf direktem Weg (Großkreissegment) von A nach B zu gelangen.
Leider bezieht sich "Richtungstreue" nicht auf das gesamte
Kartenblatt, sondern nur auf den Berührpunkt, was schon darauf
hinweist, dass es sich bei richtungstreuen Projektionen vor allem um
Azimutalprojektionen handelt. Durch den Berührpunkt verlaufende
Großkreise werden als Geraden dargestellt. Falls Íhnen
der Unterschied zwischen Richtungstreue und Winkeltreue noch nicht ganz
klar ist - hier noch mal der Verweis
auf den Exkurs
zum Problem der Himmelsrichtung.
Anwendung finden richtungstreue Projektionen überall dort, wo kürzeste
Wege oder geradlinige gerichtete Ausbreitung eine Rolle spielen. Früher
wurden etwa Schiffsrouten zuerst auf einer richtungstreuen Karte als
Gerade eingezeichnet und anschließend in eine winkeltreue Karte
übertragen. Aus dieser konnten dann die während der Fahrt
notwendigen Kurskorrekturen einfach abgelesen werden. Im Bereich des
Richtfunks finden richtungstreue Karten Verwendung um Richtfunkantennen
auf definierte Orte hin auszurichten.
Die gnomonische Azimutalprojektion (gnomonic, central azimuthal projection)
ist zwar auch nur im Berührpunkt richtungstreu, im Gegensatz
zur längentreuen Azimutalprojektion werden hier aber sämtliche
Großkreise zu Geraden - also auch jene, die nicht direkt durch
den Berührpunkt verlaufen. Aufgrund dieser speziellen Eigenschaft
kann der Routenverlauf des kürzesten Weges zwischen zwei beliebigen
Punkten auf der Karte festgestellt werden. Leider werden alle anderen
Projektionseigenschaften extrem verzerrt. Es ist also beispielsweise
nicht möglich die Länge der kürzesten Wege zu bestimmen.
Außerdem kann als Folge der Zentralprojektion
nicht einmal eine Hemisphäre vollständig dargestellt werden.
Vermittelnde Projektionen
Während die meisten Projektionen darum bemüht sind eine oder
mehrere geometrische Eigenschaften der Erdoberfläche zu erhalten,
sind einzelne Projektionen dahingehend konzipiert, auf Kosten "genereller
Untreue" alle geometrischen Verzerrungen zu minimieren. Solche
"vermittelnde" Projektionen sind zwar in keiner einzigen Eigenschaft
treu und daher für Messungen auf der Karte ungeeignet, sie eignen
sich jedoch gut zur ästhetischen Visualisierung der gesamten Erde.
Es handelt sich dabei also um einen Kompromiss, der, insgesamt gesehen,
ein möglichst authentisches "Bild" der Erde liefert,
auch wenn dieses Bild in allen Einzelbereichen falsch ist.
Die vermittelnde Winkel Tripel Projektion. Mehr dazu finden Sie unter anderem hier.
Diese Projektion wurde 1963 von Arthur H. Robinson vorgestellt. Ihre
Konstruktion basiert nicht auf mathematischen Formeln, sondern auf
Tabellen, in denen jedem sphärischen Koordinatenpaar ein planares
Koordinatenpaar zugeordnet wird. Da diese Planisphäre ein ansprechendes,
optisch "richtiges" Bild der Erde vermittelt, wird sie gerne
in Atlanten und an Schulen verwendet.
Auch die National Geographic Society verwendete zwischen 1988 und
1998 die Robinson Projektion für ihre Weltkarten. 1998 wechselte
sie jedoch zur ebenso vermittelnden Winkel Tripel Projektion, die
ein noch etwas besseres Verhältnis von Formverzerrung zu Flächenverzerrung
aufweist.
Visualisierung von Projektionseigenschaften
Um Art und Ausmaß geometrischer Verzerrungen in Kartennetzentwürfen
abschätzen zu können, entwickelte der französische Mathematiker
Nicolas Auguste Tissot im 19. Jahrhundert einen Indikator, der die Eigenschaften
einer Projektion an einem Punkt ermittelt: die Tissot-Indicatrix.
Die Tissot-Indicatrix zeigt, wie ein kleiner
Kreis auf der Erdoberfläche in der Karte aussehen würde.
Da dieser Kreis zu klein ist, um auf der Karte sichtbar zu sein, wird
er stark vergrößert dargestellt. Vergleicht man die Größe
und Form des durch die Projektion deformierten Kreises mit einem Referenzkreis,
wird die Art und das Ausmaß der Deformation an einem bestimmten
Punkt deutlich. Weiters lassen sich aus der Indicatrix auch Maßzahlen
ableiten, um Deformationen auch quantitativ erfassen und vergleichen
zu können. Nachdem das Ausmaß geometrischer Verzerrungen
innerhalb einer Projektion lokal variiert, wendet man die Indicatrix
meist an mehreren Punkten an. So bekommt man einen guten Überblick
über die räumliche Variation der Deformationsintensität.
Tissot-Indicatrix auf einer Mollweide-Projektion. Man sieht deutlich,
dass die Formverzerrungen zum Rand hin zunehmen. Da es sich um eine
flächentreue Projektion handelt, stimmt der Flächeninhalt
von Indikatrix und Referenzkreis an jedem Punkt überein.
In der nachfolgenden Übung können Sie die Verzerrungen je Projektion mit Hilfe von Kreisen selbst erkunden.
Der Goldberg-Gott Indikator (Goldberg & Gott 2007) gibt die mittlere Treue zu sechs Projektionseigenschaften als quantitative Maßzahl aus. Dieser Index kann bei der Wahl geeigneter Projektionen helfen
Projectionwizard.org hilft bei der Wahl einer passenden Projektion je nach gewähltem Treuekriterium und der Lage des Untersuchungsgebietes.
Kriterien
zur Wahl einer Projektion
Obwohl die Wahl einer geeigneten Projektion nun kein unüberwindbares
Problem mehr darstellen sollte, hier ein paar Überlegungen, die
bei der Entscheidung für eine bestimmte Projektion eine Rolle spielen:
1. Bestehende Bezugssysteme In sehr vielen GIS-Projekten stellt sich die Frage nach der "Zielprojektion"
erst gar nicht, da diese bereits von dem Auftraggeber / der Auftraggeberin spezifiziert wurde.
Ansonsten macht es, insbesondere im großmaßstäbigen
Bereich, Sinn, das jeweils "amtliche" räumliche Bezugssysteme
oder Standards wie UTM zu verwenden.
2. Das primäre Anwendungsgebiet der Karte
Die zu erhaltenden geometrischen Eigenschaften werden vom Zweck einer
Darstellung bestimmt:
Die Verteilung oder Verbreitung eines Phänomens wird vorzugsweise
in einer flächentreuen Projektion dargestellt.
Karten für Navigationszwecke sind, je nach Einsatzbereich, winkeltreu,
richtungstreu und/oder längentreu.
Übersichtskarten auf mittlerem Maßstabsniveau sind meist
winkeltreu.
Für Weltkarten, die insgesamt ein möglichst "realistisches"
Bild der Erde wiedergeben sollen, eignen sich vermittelnde Kartennetzentwürfe.
3. Die Größe des abzubildenden Gebietes
Die Abbildungsunterschiede verschiedener Projektionen werden umso
bedeutender, je weiter man sich von Berühr- bzw. Schnittlinien
entfernt. Daher ist die Entscheidung für eine bestimmte Projektion
umso kritischer, je größer das betreffende Gebiet ist.
4. Die Lage des abzubildenden Gebietes
Vor allem für mittel- und kleinmaßstäbige Karten gilt
folgende Faustregel, die sich aus der Passung der Projektionskörper
an die Erdoberfläche ergibt:
Azimutalprojektionen für polare Gebiete
Kegelprojektionen zur Abbildung mittlerer Breiten
Zylinderprojektionen für äquatoriale Bereiche
5. Die Form des abzubildenden Gebietes
Auch die Gebietsform ist nur bei mittel und kleinmaßstäbigen
Karten von Bedeutung:
Azimutalprojektionen bei eher kompakter Gebietsform
Kegel- bzw. Zylinderprojektionen bei Gebieten mit großer Ost-West
Erstreckung
Transversale Zylinderprojektionen bei schmalen Gebieten mit großer
Nord-Süd Erstreckung
Die Wahl der richtigen Projektion ist stets ein Kompromiss. Es gilt die Lage und Größe des darzustellenden Raumausschnittes sowie die Anforderungen an die Karte zu kennen und entlang dieser Dimensionen informierte Entscheidungen zu treffen. Die folgende Webanwendung kann bei der Orientierung und Entscheidungsfindung hilfreich sein:
Die Anwendung von Stefan Reifenberg https://www.geo-projections.com zeigt die verschiedenen Projektionen und deren Eigenschaften
The True size of - WebApp zum Vergleich der wahren Ländergrößen auf Basis der Web-Mercatorprojektion.
Engaging data - WebApp die eindrücklich die Größenverzerrung durch die Mercatorprojektion zeigt. Beachtenswert ist auch die vergleichsweise geringe Auswirkung auf den an bewohnten Landmassen ärmeren, globalen Süden.
Ausführliche Übersicht über die Implikationen der Web-Mercatorprojektion
Anmerkungen zur Kartendarstellung im Web
Außerhalb der Nautik, wird die Mercatorprojektion, beispielsweise für Lehrbücher und Atlanten, kaum mehr verwendet. Grund dafür ist vor allem die oben beschriebene extreme Flächenverzerrung in hohen Breiten. Dass die Mercatorprojektion dadurch aus der allgemeinen Wahrnehmung verschwinden würde, war eine lang gehegte Annahme (oder Wunsch, siehe Arno Peters ), die sich alles andere als erfüllte. Vielmehr wurde die Mercatorprojektion im Internet als Web-Mercator (EPSG 3857) gewissermaßen wiedergeboren. Treiber dieser Renaissance war Google mit der Veröffentlichung des Kartenservices Google Maps in 2005. Seither basiert die Darstellung der meisten Kartendienste im Web (z.B. Microsoft Bing Maps oder OpenStreetMap) auf dieser, auch Pseudo-Mercator genannten, Projektion.
Dass es sich um eine Pseudo-Mercatorprojektion handelt, ist dem Umstand geschuldet, dass die Koordinaten zwar, wie bei der gewöhnlichen Mercatorprojektion, auf ein standardisiertes Bezugsellipsoid (WGS 84) bezogen, aber, aus Performancegründen, auf eine Kugel projiziert werden. Dadurch kommt es, im Vergleich zu einer gewöhnlichen Mercatorprojektion, zu mitunter signifikanten Lageabweichungen, abhängig von der Entfernung vom Äquator. Bei kleinmaßstäbigen Weltkarten spielt der Unterschied keine große Rolle; sichtbar werden die Abweichungen bei großmaßstäbigen Darstellungen in hohen Breiten (beispielsweise Alaska).
Durch die enorm hohe Durchdringungsrate von Anwendungen, die auf den genannten Web-Kartendiensten beruhen, ist es umso wichtiger, über die Vor- und Nachteile der Web-Mercatorprojektion informiert bzw. dafür sensibilisiert zu sein. Nicht zuletzt wegen der Kritik an dieser Projektion bietet Google Maps mit dem alternativen "Globe View" eine perspektivische Azimutalprojektion , in der die Erde erscheint, als würde man sie aus dem Weltall betrachten.